Newsletter Ausgabe 14

modellSeit geraumer Zeit wird in unserer Kirchgemeinde und im Landeskirchenamt sehr akribisch an den Vorbereitungen für den lang ersehnten Architektenwettbewerb zum Neubau unserer Stadtkirche gearbeitet.

Jeder Teilnehmer erhielt ein 3D–Modell der Brandruine im Maßstab 1:200 (Foto: Sandy Schneider)

Grundlegend entschieden wurde sich für einen sogenannten „einphasigen interdisziplinären Realisierungswettbewerb gemäß der Richtlinie für Planungswettbewerbe aus dem Jahr 2013“.

Was heißt das? Der Wettbewerb erfolgt mit einer ausgewählten Gruppe an Teilnehmern, die eingeladen wird eine Planungsidee zu entwickeln, die dann umgesetzt werden soll. Dessen Durchführung erfolgt in einem einzigen Durchgang und erfordert die Zusammenarbeit von Fachleuten verschiedener Disziplinen wie Architekten und Landschaftsarchitekten.

Fachlich begleitet wird der Wettbewerb durch das Büro Schubert + Horst Architekten GmbH aus Dresden.

Die Teilnehmer

Auf der Grundlage von Referenzen und Empfehlungen wählten das Landeskirchenamt und unser Kirchenvorstand aus einer Bewerberliste von 25 interessierten Architektenbüros 15 Büros aus Dresden, Pirna und Leipzig, aber auch aus Berlin, Nürnberg, Regensburg, München und Tirschenreuth in Bayern für den Wettbewerb aus.

Alle Büros können fachliche Kompetenzen im Kirchenbau nachweisen.

Jeder Teilnehmer erhielt ein 3D–Modell der Brandruine im Maßstab 1:200 (Foto: Sandy Schneider)

Der Auslobungstext

Parallel zur Architektenauswahl wurde die Aufgabenstellung für den Wettbewerb vom Regionalkirchenamt, dem Landeskirchenamt, der Denkmalpflege, dem Perspektivteam und der Stadtverwaltung heiß diskutiert, schlussendlich am 2. Oktober in einer Preisrichtervorbesprechung ausformuliert und schließlich an die teilnehmenden Büros gegeben.

Die Aufgabenstellung ist klar und umfassend formuliert, sodass die Teilnehmer alle erforderlichen Informationen erhalten und schlussendlich das Preisgericht die eingereichten Arbeiten anhand der darin beschriebenen Kriterien bewerten kann. Inhalte der Auslobung sind:

  • Die Zielsetzungen für das Kirchgebäude einschließlich theologischer Grundlagen und Erwartungen, der Freiraum um das Gebäude (Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage des Perspektivteams, in welcher 2024 Kirchgemeinde und Kommune zu ihren Vorstellungen für die Nutzung der neuen Stadtkirche befragt wurden.)
  • Das Wettbewerbsgebiet mit dem Grundstück der Kirche und die angrenzende südliche Freifläche (ohne Inneren Friedhof)
  • Bauordnungsrechtliche und Denkmalschutzfragen
  • Die Wettbewerbsleistung, was konkret von den Teilnehmern erwartet wird: ein Lageplan und Grundrisse, Perspektivpläne und Freiraumkonzept, Darstellung der Nutzungsverteilung, Fassadengestaltung, Aussagen zur sakralen Ausgestaltung und ein Modell im Maßstab 1:200

Zum besseren Verständnis hier ein Zitat aus dem Auslobungstext bezüglich der Vorgaben für den Kirchturm:

„Der Kirchturm in seiner bisherigen Gestalt hat identitätsstiftende Wirkung für die Einwohner von Großröhrsdorf. Er soll als Teil des Stadtbildes und als weit sichtbare Landmarke in Höhe und Silhouette mit einer Kirchturmuhr hergestellt werden. Wichtig ist die Sichtbarkeit durch Erreichen der ehemals vorhandenen Höhe. Für die vorzuschlagende Gestaltung sollen dauerhafte Materialien und Oberflächen gewählt werden, die wenig Folgekosten durch Unterhaltsmaßnahmen erzeugen. Die Gemeinde wünscht sich ein neues Geläut mit möglichst vier Glocken.“

Das Preisgericht

Das schon erwähnte Preisgericht fungiert als unabhängiger Berater der Kirchgemeinde und wurde in seiner Zusammensetzung vom Kirchenvorstand im August 2025 bestätigt. Es besteht aus 17 Preisrichtern und 9 Beratern.

Unterschieden wird in Fachpreisrichter mit der gleichen fachlichen Qualifikation der Teilnehmenden (Architekten und Bauingenieure) und Sachpreisrichtern, die mit den örtlichen Verhältnissen und der Bauaufgabe besonders vertraut sind (in unserem Fall überwiegend Mitglieder des Kirchenvorstands und der Perspektivteams). Die Berater sind unter anderem Mitglieder der Kirchgemeinde, der Bürgermeister und Sachverständige aus dem Regionalkirchenamt.

Das Preisgericht hat die schöne Aufgabe, die Einreichungen der Wettbewerbsteilnehmer anhand der Auslobungskriterien zu bewerten und den Gewinner zu ermitteln. Aber auch die Vorbereitung von Rückfragekolloquien gehört zur Aufgabe des Preisgerichts. Diese dienen dem Austausch zwischen Auslober und Teilnehmern des Wettbewerbs.

Das Kolloquium

Zur Wettbewerbsdurchführung gehört dies auch bei uns. Am 22. Oktober fanden sich Vertreter der 15 Architektenbüros und Vertreter des Preisgerichtes zum Kolloquium in Großröhrsdorf ein.

Die Teilnehmer konnten nun die örtlichen Gegebenheiten kennenlernen und die Brandruine unserer Stadtkirche besichtigen, begehen und begreifen.

Nach dem Kennenlernen folgte im Kirchgemeindehaus die Fragerunde zu den Inhalten des Auslobungstextes und zur Klärung von Fragen, die sich aus der Besichtigung ergaben.

Brandruine Jörg Boden im Gespräch mit Teilnehmern

Jörg Boden im Gespräch mit den Teilnehmenden in der Brandruine (Foto: Johannes Hartmann)

Eröffnet wurde die Runde durch Herr Gatter, Statiker vom Büro Engelbach und Partner Ingenieursgesellschaft Dresden mbH, mit Ausführungen zum Zustand und der Tragfähigkeit des Mauerwerks und dem Resümee, dass dieses grundsätzlich verwendungsfähig ist. Hierbei fielen Worte wie Kalkspatzenmörtel, die dem geneigten Laien durchaus Freude bereiteten.

Viele Fragen wurden im Vorfeld schon eingereicht, so dass das Preisgericht die Beantwortung vorbereiten und umfassend wiedergeben konnte. Ausführlich wurde über Eingangstüren Raumnutzung, Raumanordnung, Barrierefreiheit und Orgeltische gesprochen. Laufwege, Emporen, sakrale Ausgestaltung, Grüfte, Baumkataster, Zufahrten und Rettungswege waren ebenso von Interesse wie denkmalgeschützte Elemente und Variationen im Außenbereich. Die Fachpreisrichter und die Büros schwelgten in Fachbegriffen wie Punktwolke und Perspektivdarstellung und es wurde gar biblisch-philosophisch bei der Betrachtung der Frage, ob Perspektivskizzen nun eine Einschränkung oder eine salomonische Wegweisung seien.

Der Wettbewerb in dieser Form – und das wurde sehr deutlich während des Kolloquiums – zielt auf alternative, innovative, nachhaltige Ideen und optimierte Konzepte ab. Die Teilnehmer haben innerhalb der Vorgaben großen, kreativen Gestaltungsraum und können ihren schöpferischen Kräften freien Lauf lassen.

Der Zeitplan

Bis zum 30. Januar 2026 müssen die Wettbewerbsarbeiten abgegeben sein.

Nach einer Vorprüfung der eingegangenen Arbeiten wird sich das Preisgericht am 10. und 11. März 2026 zusammenfinden und seine Entscheidung fällen. Danach erfolgt die Bekanntgabe des 1., 2. und 3. Preisträgers.

Wahrscheinlich ab dem 18. März 2026 werden alle Wettbewerbsarbeiten öffentlich zugänglich gemacht, damit sie für mindestens vier Wochen von allen Interessierten besichtigt werden können.

Die Kirchgemeinde und die Stadt dürfen sich darauf freuen. Endlich geht es los!

(Text: Sandy Schneider und Josua Littig)

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