Unter den 1936 gefundenen Münzen in der Großröhrsdorfer Stadtkirche befindet sich eine Münze, die keine Münze mit Zahlkraft ist. Es handelt sich um einen sogenannten „Rechenpfennig“.
Sie wurden bereits im 13. Jahrhundert geprägt, oft aus Messing oder Kupfer, und sahen aus wie Pfennige. Originaler Durchmesser etwa 10 bis 12 mm. Doch sie dienten nicht zum Bezahlen, sondern wurden beim Rechnen auf Linien verwendet. Daher der Name „Rechen-Pfennig“. Im 16. Jahrhundert wurden sie oft zusätzlich als Propagandamittel eingesetzt, indem auf ihnen Bildnisse von Königen geprägt wurden mit glorifizierenden Umschriften. Eine Hochburg der Rechenpfennigprägestätten war Nürnberg. Ab etwa 1800 setzte sich das linienlose Rechnen durch und die einstigen Rechenpfennige wurden als Spielmarken, quasi als „Spielgeld“ verwendet und als solche auch noch bis ins 19. Jahrhundert weiter geprägt.
Was aber sagt uns das, dass sich unter den Münzen in der Kirche auch so ein Rechenpfennig fand? Wahrscheinlich haben auch schon damals vor über 200 Jahren Gottesdienstbesucher in den so genannten Klingelbeutel, der zum Einsammeln der sonntäglichen Kollekte diente, solche wertlosen Spielmarken hineingelegt. Auch heute findet sich in der Kollekte hin und wieder mal eine eingeworfene Korbmark oder ein Hosenknopf.
Großröhrsdorfer Münzfund 3/4
(Norbert Littig)